Wildorchideen im Solling
Workshopleiter: Dagmar Growe-Lodzig, Reinhard Lodzig
Blümchenfotografie – was kann daran so schwierig sein, dass man dafür zu einem Workshop fährt – so mag man im ersten Moment denken. Dass die exotisch anmutende Orchidee Gelber Frauenschuh kein einfach umzusetzendes Fotomotiv ist, merkte ich bereits beim ersten Blick durch den Sucher meiner Kamera. Wohin setzt man bei der reich strukturierten Blüte den Schärfepunkt? Wie belichtet man das strahlende Gelb des „Pantoffels“, welches im Kontrast zu den vier purpur- bis schokoladenbraun gefärbtem Blütenblättern steht? Wie setzt man die Orchidee so in Szene, dass die spätere Bildaussage mehr als nur ein dokumentarisches Beweisfoto ist? Wie vermittelt man dem Betrachter einen Eindruck von der Vielfalt der auf einer eng begrenzten Fläche wachsenden Pflanzenhorste, ohne dass das Foto überladen und unruhig wirkt? Viele Fragen, doch auf alle hatte der Workshop eine Antwort. Dank unserer beiden kompetenten und engagierten Workshopleiter entstanden gelungene Fotos von der wohl schönsten und seltensten Orchidee unserer heimischen Wälder.
Gelber Frauenschuh (Cypripedium calceolus)
Der Gelbe Frauenschuh ist eine Orchideenart, welche im Gegensatz zu anderen heimischen Orchideengewächsen nicht auf Trockenrasen oder Feuchtwiesen wächst, sondern den lichten Halbschatten von Laub- und Mischwäldern liebt. Wie alle unsere Orchideenarten ist auch der Gelbe Frauenschuh streng geschützt. Eine der größten Frauenschuhvorkommen befindet sich im Naturpark Solling-Vogeler (Weserbergland), im Landschaftsschutzgebiet Burgberg.
Außergewöhnlich ist die lange Wachstumsphase einer Frauenschuhpflanze. Schon allein vom Keimen des Samens bis zur Ausbildung des ersten grünen Blattsprosses vergehen bis zu vier Jahre. Die Pflanze lebt in enger Symbiose mit einem Wurzelpilz, welcher als Myzel im Boden lebt. Von ihm erhält die Orchidee wichtige Nährstoffe, wofür sie an den Pilz unter anderen Vitamine abgibt. Ohne diesen Pilz ist die Pflanze auf Dauer nicht lebensfähig. Bis der Frauenschuh das erste Mal zur Blüte gelangt können bis zu 16 Jahre vergehen.
Bestäuben lässt sich die Orchidee durch Bienen, welche durch die gelbe Farbe der Blütenhülle und den aprikosenähnlichen Duft angelockt werden. Die Insekten fallen vom glatten Rand in das Innere der Blüte, den sogenannten Kessel. Nur durch zwei enge seitliche Stellen können die Bienen die Blüte wieder verlassen und passieren dabei sowohl die Narbe als auch die Staubblätter der Pflanze. So transportieren sie den noch nicht ausgereiften Samen von Pflanze zu Pflanze. Eine Belohnung gibt es für die Bienen nicht, die Blüte besitzt weder Pollen noch Nektar. An günstigen Standorten können sich die Orchideen auch durch ihre Rhizome vermehren. Sie bilden dann regelrechte Horste aus und bedecken große Flächen des Waldbodens – so wie am Burgberg im Solling.